Milton Erickson:

Milton Hayland Erickson, der als Begründer der modernen Hypnosetherapie gilt, wurde im Dezember 1901 in Nevada in den USA geboren. 

Er litt nicht nur an Legasthenie, sondern galt auch als entwicklungsverzögert. Immer, wenn er einen Begriff im Wörterbuch suchte, begann er es von Anfang an zu lesen.

Die Legasthenie bekam er in den Griff, in dem er die für ihn schwierigen Wörter immer wieder visualisierte. 

Im Jahr 1919 bekam Erickson Kinderlähmung und fiel ins Koma. Als er wieder zu Bewusstsein kam, war er fast vollständig gelähmt. Es wird berichtet, dass er bewegungsunfähig in einem Schaukelstuhl in der Nähe eines Fensters saß und anfing mit seiner Vorstellung zu experimentieren. Der starke Wunsch aus dem Fenster zu schauen, führte wohl dazu , dass der Schaukelstuhl sich leicht bewegte. Allein durch Imagination wurde seine Muskulatur wieder funktionstüchtiger, so dass er nach einem Jahr in der Lage war, an Krücken zu gehen. Um sich körperlich fit zu machen, begab er sich auf einen 1200 Meilen Kanu-Trip auf dem Mississippi. Zwei Jahre später hinkte er lediglich noch mit dem rechten Bein.

Erickson studierte Medizin und Psychologie, und beschäftigte sich intensiv mit Hypnose. Neu war, dass er hierbei individualisierte Methoden erarbeitete.

Er arbeitete als leitender Arzt in den verschiedensten Hospitälern in den USA, erhielt 1939 die Approbation als Facharzt für Psychatrie und forschte weiterhin an Hypnose und deren Einsatzmöglichkeiten.

1953 erkrankte er erneut an Polio, gab das Schreiben und seine Vortragsreisen auf.

Erickson gründete im Jahr 1957 die „Amerikanische Gesellschaft für Klinische Hypnose und war auch dessen Vorsitzender.

Seine private Praxis konnte er nur noch bis 1974 führen.

1976  als er ein drittes Mal an Kinderlähmung erkrankte, war er im Gesicht halbseitig gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen.

1980 verstarb er dann.

Für Erickson hatte das Bewusstsein nur begrenzte Möglichkeiten. Durch die von ihm entwickelten Methoden der verbalen und nonverbalen Kommunikation kann das Unbewusste die führende Rolle einnehmen und damit dem Bewusstsein ermöglichen Selbstheilungskräfte und Ressourcen nutzbar zu machen. 

„Hypnose als Kommunikation“

Erickson verstand Hypnose „als eine komplexe Form der Kommunikation, bei der in verbaler und nonverbaler, direkter und indirekter, expliziter und metaphorischer Weise dem Klienten geholfen wird, seine durch bewusstes Denken und vorbewusste Wertungen eingeengte Flexibilität zu erweitern“.

Er selbst galt als ein virtuoser Erzähler von Anekdoten, Geschichten und Metaphern und schaffte es, seine Patienten in die Trance hineinzureden.

 In sich selbst suchen“

Erickson glaubte, dass nur wir selbst uns helfen können. Jeder trage die Fähigkeit in sich, sich zu verändern und seine Probleme selbst zu lösen. Allerdings realisiere man dies in einer Krise oder Notlage meist nicht. Die entsprechenden Ressourcen seien jedoch im Unbewussten verborgen. Für Erickson glich das Unbewusste einer Schatzkammer.

Auf dem Weg zur Lösung müsse jeder die erworbenen und die selbst gesetzten Barrieren überwinden. Dafür sollten Patienten die gewohnten Muster und Loyalitäten in Beziehungen und in der Familie durchbrechen. Die Lösung des Problems führe somit durch eine völlig neue Ausrichtung.

 „Verwirren“

Erickson glaubte, dass die Verwirrung einen guten Boden für die Bereitschaft darstellt, Änderungen vorzunehmen. Wer in diesen Zustand gerrate, habe schon den ersten Schritt getan. Demjenigen falle es dann leichter, die vertrauten Gewohnheiten zu verlassen und sich in die unwillkürliche Trance zu wagen.

Ein Beispiel dafür könnte ein begrifflicher Wirrwarr liefern:

Um in Trance zu gehen … müssen Sie verstehen … dass Sie verstehen, was Sie unbewusst richtig machen … wenn Sie sich bewusst entschieden haben in Trance zu gehen. Denn Sie wissen nicht, ob Sie bewusst mehr von dem lernen … was Ihr Unbewusstes schon immer richtig gemacht hat … oder ob Sie unbewusst davon lernen … was Sie bewusst immer wieder richtig entschieden haben …

„Die Starre umgehen“

Um den Widerstand des Patienten zu vermeiden, indem man an der „Fassade“ seiner festen Überzeugungen rüttelt, sollen Suggestionen nur indirekt, beiläufig gegeben werden. Metaphern eignen sich nach Meinung Ericksons besonders für diese Aufgabe.

„Bescheiden“

Seine Rolle sah Erickson nüchtern: Nicht der Therapeut, sondern das Unbewusste des Patienten heilt.

Quelle: Dirk Revenstorf et al., Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin, 2001

Bildquelle: https://erickson.edu/blog/who-was-milton-erickson

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